Eine Frage, die sich gerade junge Startups fast täglich stellen, lautet: Woher bekomme ich das nötige Geld? Meist aus eigener Tasche, von Freunden und Verwandten, vielleicht auch über Crowdfunding. Oder von Spezialisten wie der TIBURON Unternehmensaufbau GmbH. Deren Mitgründer Daniel Wild hat uns einige Fragen beantwortet.
2001 war nicht gerade ein Jahr, in dem viele auf das Internet gesetzt haben; die Folgen des Platzens der Dotcom Blase waren noch überall zu spüren. Jetzt erst recht, dachten sich Tim Schwenke und Daniel Wild und gründeten die Tiburon Unternehmensaufbau GmbH, benannt nach dem spanischen Wort für Hai. Gemeinsam hatten sie schon 1999 erfolgreich getmobile an den Start gebracht, ein Unternehmen, das inzwischen Ecommerce Alliance heißt und bei dem Wild als CEO fungiert und Schwenke im Aufsichtsrat sitzt. Seit der Gründung hat TIBURON über 100 Startups unterstützt und dabei viele Erfolgsgeschichten mitgeschrieben. Im Interview mit Gründerfreunde erklärt Daniel Wild, worauf es bei diesem Geschäft ankommt.
Welches Ziel hat sich TIBURON gesetzt?
Unser Ziel ist es, kleine Unternehmen bei ihrem Wachstum zu unterstützen. Wir fokussieren uns auf Startups in der Seed- und Early Stage-Phase, also am Anfang ihrer Entwicklung. Dort treten wir als Erstinvestoren auf.
Können sich auch Kandidaten bewerben, die zwar eine Idee, aber noch kein Unternehmen haben?
Nein, Voraussetzung für unser Engagement ist, dass ein Startup schon erste Geschäftserfolge aufweisen kann und möglichst eine Bewertung zwischen ein und vier Millionen Euro erzielt. Die Teammitglieder sollten ausschließlich für das Unternehmen tätig sein und ein Proof of Concept nachweisen können, also belegen können, dass ihre Idee funktioniert. Und ganz wichtig für unsere Entscheidung ist die Zusammensetzung des Teams. Wenn wir den Eindruck haben, dass die nicht stimmt, werden wir nicht investieren.
Auf welche Branchen hat sich TIBURON spezialisiert?
Grundsätzlich sind wir offen für alle digitalen Geschäftsmodelle, aber unsere Kernkompetenz konzentriert sich auf drei Bereiche. Da wären zuerst Communities. Ich selbst war bei den Anfängen von XING dabei, auch bei den Lokalisten haben wir investiert. In diesem Bereich ist es inzwischen allerdings schwierig geworden, eine Marktlücke zu finden. Ein zweiter Schwerpunkt sind Metaplattformen. Ein Beispiel aus unserem Portfolio ist Trivago, die Plattform für Hotelbuchungen. Hier bieten sich immer noch gute Chancen für neue Märkte und Konzepte. Das gilt erst recht für Startups, die Software as a Service anbieten. Hier möchte ich MovingIMAGE24 hervorheben, deren Videotechnologie von über 20 DAX-Unternehmen genutzt wird. Eine weitere Erfolgsgeschichte ist die von Termine24. Dieses Startup für digitale Terminplanung ist inzwischen unter dem Namen Shore auf internationalem Erfolgskurs und konnte schon 25 Millionen Euro Kapital einsammeln.
Wie finden Sie die Startups, in die Sie investieren?
Über unsere Webseite hat jedes Startup die Möglichkeit, sich bei uns zu bewerben. Der überwiegende Teil der Geschäftsbeziehungen kommt allerdings über Empfehlungen zustande. In den 15 Jahren seit der Gründung von TIBURON haben wir natürlich ein großes Netzwerk aufgebaut, durch das wir immer wieder auf neue, vielversprechende Unternehmen stoßen.
In wievele Startups investieren Sie?
Das sind vielleicht fünf pro Jahr, manchmal auch acht. Dabei schauen wir uns zwischen 100 und 200 an, wovon etwa 50 bis 80 in die engere Auswahl kommen. Mit denen beschäftigen wir uns dann intensiv, lassen uns den Businessplan erklären und treffen uns mit dem Team, um einen umfassenden Eindruck zu bekommen.
Hat es trotzdem auch schon Misserfolge gegeben?
Klar, so etwas bleibt nicht aus. Ein Beispiel kommt aus dem Bereich Gaming, da hat uns auch etwas die Geduld gefehlt. Und mit Investments im Bereich Musik haben wir Geld verloren, außer bei Simfy, da haben wir verdient.
Beschränken sich Ihre Aktivitäten auf Deutschland?
Der Schwerpunkt liegt eindeutig im deutschsprachigen Raum, aber wir haben mit Bill Fisher einen Mann bei TIBURON, der sich im Silicon Valley bestens auskennt. Und wir sehen uns zunehmend in Osteuropa um, wo in vielen Ländern die Startup-Szene stark wächst.
In welcher Branche sehen Sie die besten Zukunftschancen für Startups?
Fintech hat eine ausgeteichnete Perspektive. Das ist ein Riesenfeld, allerdings braucht man einen langen Atem, um sich dort durchzusetzen. Es gibt viele Regularien, mit denen man sich auseinandersetzen muss, und die Trägheit der klassischen Banken. Genau hier liegen aber auch die Chancen.
In letzter Zeit war viel von einem geplanten Investmentsteuerreformgesetz, auch „Anti-Angel-Gesetz“ genannt, die Rede. Wie beurteilen Sie das?
Das wäre für uns absolut relevant, wir würden vermutlich deutlich weniger investieren, falls es dazu kommen sollte. Gerade das Prinzip der Thesaurierung, also der Wiederanlage von Gewinnen mit den bisherigen Steuervergünstigungen, ist für unser Geschäftsmodell von entscheidender Bedeutung. Wird das eingeschränkt, hätte das für unsere Branche sehr negative Konsequenzen.
Vielen Dank für das Gespräch!