Was braucht ein Startup? Für viele ist die Antwort etwas wie „eine zündende Geschäftsidee“ oder „Elan seitens der Gründer*innen“. Doch auch wenn beides richtig und wichtig ist, sind gute Ideen und Gründerelan kaum die Hälfte des Weges. Auch wenn die Gründer*innenwelt voller Geschichten ist, in denen das genügte, so benötigen heutige Unternehmen und somit auch du noch mehr, um an den Start zu gehen und vor allem von dort aus einen wirtschaftlich gesunden Aufstieg zu erleben. Doch was brauchst du sonst noch?
1. Eine*n branchenerfahrene*n Steuerberater*in
Wenn du dich mit dem Themenkomplex Gründung befasst, kommst du nicht umhin, die staatliche Rolle darin eingehend zu betrachten. Konkret beim Thema Steuern.
Wie du bereits in unserem Artikel zum Thema Steuererklärung feststellen kannst, handelt es sich dabei um ein heterogenes und reichlich kompliziertes Feld – es ist definitiv nicht nur ein haltloses Klischee, dass Deutschland eine sehr unübersichtliche und umfangreiche Steuerthematik aufweist. Auch, dass Gründer*innen nicht anders behandelt werden als große und/oder langjährig existierende Firmen ist ebenfalls keine haltlose Kritik.
Natürlich könntest du diese Arbeit selbst übernehmen. Wenn du dich in der Steuerthematik auskennst, ist das kein Problem. Es ist jedoch eine Abwägungssache:
- Wenn du einen Fehler machst, kannst du nicht auf Kulanz der Ämter hoffen, weil du kein*e Steuerexpert*in bist.
- Du musst dir umfangreiches Wissen aneignen. Das kann wertvolle Zeit kosten, in der du anderes Business-Wissen erlernen könntest.
- Die Steuern selbst zu machen benötigt Zeit, die mitunter mit anderen Arbeiten sinnvoller gefüllt werden könnte.
Zumal du bedenken solltest, dass das Steuerthema nicht simpler werden wird – immerhin wird definitiv demnächst eine Digitalsteuer kommen und mit gewisser Wahrscheinlichkeit nicht nur Internetgiganten betreffen.
Es besteht daher eine realistische Chance, dass es für dich und dein Unternehmen besser ist, auf eine*n Steuerberater*in zu setzen. Allerdings Fachkraft, deren Schwerpunkt auf dem liegt, den auch dein Unternehmen bedient. Nur so werden deine Notwendigkeiten abgedeckt, potenzielle Risiken minimiert – selbst wenn diese Profis natürlich Kosten verursachen.
2. Leistungsstarke künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) wird nach wie vor von (zu) vielen Menschen als eine Mischung aus Zukunftsmusik und im Höchstmaß nur branchenspezifischem Nutzen angesehen. Beides ist nicht nur falsch, sondern im unternehmerischen Sinn sogar gefährlich falsch.
KI hat sich in den vergangenen Jahren von einer tatsächlichen Nischenanwendung zu einem enorm breit nutzbaren Feld entwickelt. Künstliche Intelligenz kann dir schon heute dabei helfen:
- Prozesse in deinem Betrieb zu automatisieren und somit dich und deine Mitarbeiter*innen deutlich zu entlasten;
- gigantische Datenmengen zu erfassen, zu katalogisieren und für dich nach den relevantesten Parametern zu durchsuchen;
- das energetische Niveau zu analysieren, diese Daten auszuwerten und darauf basiert für dich angepasste Prognosen zu erstellen;
- deinen Kund*innen schnellere und präzisere Antworten zu geben und ihnen dabei zu helfen, für sie passendste Produkte beziehungsweise Dienstleistungen zu finden.
Doch obwohl diese Vorteile schon heute da sind und allen Sparten helfen, könnte der Ist-Zustand besser sein. Der Branchenverband Bitkom fand heraus, dass nicht einmal 40 Prozent aller Startups KI nutzen – er erwähnte dies zwar lobend, aber angesichts der Tatsache, wie umfassend-nützlich sie bereits ist, müssten die Zahlen höher sein.
Für dich bedeutet das: Informiere dich über das Thema; lass dich seriös beraten und scheue dich nicht, künstliche Intelligenz vielfältig zu nutzen. Sie kann dir deine Arbeit als Unternehmer*in nur erleichtern und dein Standing verbessern.
3. Mehrere, immer abrufbare Finanzierungsquellen
Gründen benötigt Mut und einen starken Drang, es ohne andere zu schaffen. Just in diesem Wunsch findet sich aber auch ein häufiger Grund dafür, warum erfolgversprechende Startups schon nach kurzer Zeit straucheln:
Zu viele Gründer*innen hegen eine übertriebene Selfmade-Attitüde, vor allem in finanzieller Hinsicht. Sie sorgen zwar dafür, dass zur Gründung die nötigen Finanzmittel bereitstehen; dann jedoch wollen sie es komplett alleine schaffen, wollen ihre Firma mit den Mitteln wachsen lassen, die sie selbst generiert.
Eine verständliche Sichtweise – wohl niemand, der den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, möchte länger abhängig sein, als es unbedingt nötig ist. Allerdings solltest du auch verstehen, dass du damit dein Unternehmen womöglich unnötigerweise einbremst.
Frisches Fremdkapital zum Wachstum oder auch nur zur Festigung wird immer wieder nötig, zumindest aber sinnvoll sein. Der Rat lautet deshalb, dass du nie müde werden solltest, potenzielle Geldgeber*innen zu suchen und Fördermittel anzunehmen. Das können Business Angels sein, private Banken, Crowdfunding-Plattformen, auch Venture-Kapitalgeber*innen – für jedes Problem gibt es das passende Mittel.
Denn in der Geschäftswelt gewinnt meistens derjenige, dem es gelingt, sein Unternehmen durch regelmäßige Finanzspritzen besser wachsen zu lassen, als es seine Konkurrent*innen vermögen. Nach der Gründung das Thema Fremdkapital ad acta zu legen, würde bedeuten, einen wichtigen Triebmotor für die kommenden Monate und Jahre zu ignorieren.
4. Digitalen Mut
Hast du dich einmal gefragt, warum es nach dem Ende von „wer-kennt-wen.de“ kein*e Gründer*in mehr wagte, eine deutsch-europäische Alternative zu Facebook zu lancieren? Warum stammt eine der wenigen halbwegs etablierten Alternativen zu WhatsApp aus der Schweiz, nicht aus Deutschland?
Der Grund dafür geht ebenfalls über Klischees hinaus: Deutschen Gründer*innen fehlt vielfach der nötige digitale Mut – ein wichtiger Grund dafür ist, dass es die deutsche Politik nach wie vor versäumt, auch an diesem Punkt digitaler zu werden und damit Signale auszusenden.
Natürlich, Deutschland hat jede Menge Startups, die in ausnehmend digitalen Bereichen agieren – nur handelt es sich dabei zu oft um altbekannte Pfade, beispielsweise Onlinehändler. Das hat gleich zweierlei Nachteile:
- Es verschärft in jedem denkbaren Segment die Konkurrenzsituation. Das macht ein Startup empfindlicher, weil es nicht allein die Regeln diktieren kann.
- Es gibt den Regierenden, den Geldgebern und ähnlichen Akteuren das falsche Signal, dass alles bestens liefe, weil sich so viele Gründer*innen im digitalen Bereich tummeln.
Wir wollen dich damit nicht auffordern, zum nächsten Mark Zuckerberg zu werden oder die Ablösung für Instagram an den Start zu bringen. Wohl aber solltest du versuchen, in digitaler Hinsicht von hierzulande ausgetretenen Pfaden wegzukommen. Scheue dich nie davor, deine Fantasie schweifen zu lassen und nach einem digitalen Produkt zu suchen, dass es so noch nicht gibt, das vielleicht auch nationale Eigenheiten ausnutzt – etwa den hierzulande stark ausgeprägten Wunsch nach Datenschutz. Selbst, wenn du es mit solchen höchst unkonventionellen Ideen in Deutschland schwerer haben wirst, so sind derartige Signale doch unglaublich wichtig, damit in der Breite ein Umdenken stattfindet.
5. Richtig gute Mitarbeiter*innen
Warum werden eigentlich so viele Startups an Hochschulstandorten gegründet? Es ist vor allem die Tatsache, dass Universitäten und Fachhochschulen im positivsten Sinne „Brutstätten“ für unkonventionelles Denken und unternehmerischen Mut sind.
Allerdings ist es auch noch etwas anderes. Etwas, das für dich als Gründer*in den entscheidenden Unterschied zwischen Aufblühen und Stagnation ausmachen kann: An Hochschulstandorten finden sich die richtigen jungen Menschen, die du dringend als Mitarbeiter*innen benötigst.
Du glaubst, dass dein Startup noch auf lange Zeit bestens als One-Person-Show funktionieren könnte? Dann liegst du höchstwahrscheinlich falsch. Denn es gibt da zwei Tatsachen:
- Business ist kompliziert. Je mehr Aufgaben du in Personalunion erledigst, desto weniger Zeit bleibt für jede davon und desto weniger effektiv kannst du sie erledigen.
- Du bist auch nur ein Mensch, dessen Tag bloß 24 Stunden dauert. Im Alleingang musst du mehr leisten, bekommst aber dennoch insgesamt weniger geschafft.
Hierbei handelt es sich um eine ähnliche Konstellation wie bei der Finanzierung aus Punkt 3: So sehr du es gerne auch allein schaffen möchtest, so sehr profitiert dein Startup doch mit höchster Wahrscheinlichkeit davon, dass du Unterstützer*innen hast. Sie ermöglichen es dir, dich auf deine Kernkompetenzen zu fokussieren. Du musst nur lernen, was es ausmacht, ein*e gute*r Vorgesetzte*r zu sein. Stellst du dann die richtigen Leute ein, gibst ihnen die richtigen Anreize, werden die positiven Effekte weitaus stärker und wertvoller sein als das, was du ihnen als Gehalt zahlst.