Die Corona-Krise hat einen massiven Einfluss auf die Weltwirtschaft. Viele Unternehmen waren während des Lockdowns auf staatliche Hilfe angewiesen und zahlreiche Branchen werden Jahre benötigen, um sich von den Auswirkungen zu erholen.

Auch für viele Startups wird die aktuelle Situation zu einer besonderen Herausforderung. Wer Fremdkapital für sein Vorhaben einsammeln möchte, muss aktuell gute Argumente haben, die für ein Investment in dieser unsicheren Zeit sprechen.

Wir analysieren im Folgenden, welche Hoffnungen sich Gründer auf eine Finanzierung Ihres Startups trotz Corona machen können und nehmen dabei verschiedene Möglichkeiten unter die Lupe.

Venture-Capital-Geber halten sich mit Investitionen zurück

Stagnierende Zinsen habe die Investitionsbereitschaft von Venture-Capital-Gebern in den letzten Jahren deutlich erhöht. Weil traditionelle Anlageformen nicht mehr ausreichen, um hohe Renditeerwartungen zu erfüllen, ist die Vergabe von Wagniskapital für viele Investoren eine lukrative Perspektive gewesen.

Eine Umfrage des IMAA (Institute for Mergers, Acquisitions and Alliances) hat ergeben, dass rund 50% der Investoren ihre Deals zunächst einmal zurückstellen möchten. Das ist natürlich ein Schlag für die Startup-Szene, allerdings kann man die Zahl auch anders deuten: 50% der Investoren möchten weiterhin in Startups investieren!

Es kommt ganz auf die Branche und das Konzept an

Schon vor der Corona-Krise galt, dass natürlich nicht jedes Startup eine Finanzierung erhalten hat. Jetzt ist es aber nochmals wichtiger geworden, das eigene Konzept auszufeilen und dabei auch zu zeigen, wieso das Startup selbst bei unvorhergesehen Ereignissen (wie z.B. einer Pandemie) stabil wachsen kann.

Startups aus der Event- und Tourismusbranche werden es voraussichtlich sehr schwer haben, in der aktuellen Situation einen Geldgeber zu begeistern. Wer aber z.B. auf die Digitalisierung von Kommunikationswegen setzt, kann in der derzeitigen Lage eher überzeugen.

Das zeigen auch die Unternehmen Slack und Zoom, deren Aktienkurse seit Monaten auf dem Höhenflug sind. Hingegen befinden sich Travel-Startups im Moment im Sinkflug.

Finanzierung_Startup_Corona_Gründer

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten ins Auge fassen

Viele Startup-Gründer wünschen sich einen Venture-Capital-Geber, um die eigene Idee in die Tat umzusetzen. In der aktuellen Situation sollten sich Gründer aber die Frage stellen, ob nicht auch Bootstrapping eine Option wäre, um ein abgespecktes Produkt auf den Markt zu bringen.

Bootstrapping bedeutet, dass die Finanzierung des Startups aus eigenen Mitteln erfolgt – meist mit dem Ziel, ein minimal lebensfähiges Produkt (MVP: minimum viable product) an den Start zu bringen, das schnell Erlöse erzielen kann, mit denen dann das Startup vorangetrieben wird.

Der Vorteil: Wer sein Startup mit eigenen Mitteln nach vorne bringt, zeigt potentiellen Geldgebern, dass man es als Gründer wirklich ernst meint. Zudem kann dadurch die Marktreife bewiesen werden, was die Bewertung der Geschäftsidee verbessern kann.

Eine weitere Alternative zu Venture-Capital-Gebern ist die Entwicklung eines Startups im Unternehmen. Wer z.B. eine innovative Idee zur Beschleunigung von Fertigungsprozessen in der Schublade hat, kann sich damit direkt bei einem potentiellen Zielkunden bewerben, der die Finanzierung übernimmt.

Mit den Ressourcen und der Organisationsstruktur eines großen Unternehmens im Rücken, kann das Startup solide gegründet werden und kann zudem auf Beistand in schwierigen Situationen (z.B. bei rechtlichen Auseinandersetzungen) hoffen.

Nichts überstürzen und sich unter Wert verkaufen

Wer keine Finanzierung für sein Startup erhält, kein Unternehmen findet, das kooperieren möchte und über zu geringe Mittel verfügt, um den Bootstrapping-Ansatz durchzuführen, ist mit Sicherheit erstmal enttäuscht.

Allerdings sollte man in der derzeitigen Situation auch nichts unnötig überstürzen. Wenn derzeit die Investitionsbereitschaft nicht besonders hoch ist, kann man es auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen. In der Zwischenzeit kann man an der Idee feilen und versuchen, eventuelle Schwachpunkte auszumerzen.

Wer jetzt um jeden Preis eine Finanzierung sucht, wird vielleicht eine finden, ärgert sich dann aber unter Umständen viele Jahre lang über die schlechten Konditionen. Natürlich hat man immer das Gefühl, dass die eigene Idee schon nächste Woche jemand anderes haben könnte und möchte daher so schnell wie möglich in die Umsetzung gehen.

Auch jetzt sollte man daher immer fleißig pitchen, denn dafür werden potentielle Geldgeber immer offen sein. Jedoch muss man dann ganz genau überdenken, ob einem das Angebot wirklich zusagt. Neben der rein finanziellen Seite muss man ohnehin abwägen, in welcher Form der Geldgeber einen noch unterstützen könnte. Bringt er als Business Angel vielleicht ein Netzwerk mit oder kann er sich sogar operativ einbringen? Alle diese Faktoren müssen berücksichtigt werden.

Fazit: Der Traum von Startup kann trotz Corona weiterleben

Abschließend lässt sich festhalten, dass Startup-Gründer in spe ihren Traum trotz der aktuellen Corona-Krise nicht begraben müssen. Für manche Branchen ist der Zeitpunkt einfach schlecht, doch gerade digitale Startups dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf einen Finanzierung machen.

Wer hinter seiner Idee steht, hat auch die Möglichkeiten, nach alternativen Finanzierungs- und Umsetzungsoptionen Ausschau zu halten. Neben dem Bootstrapping wäre hier auch die Gründung im Unternehmen als möglicher Weg zu nennen.

Außerdem muss man als Gründer nichts überstürzen, sondern kann die Zeit nutzen, um weiter an seiner Idee zu feilen. Das erstbeste Angebot mangels Alternativen anzunehmen, kann sich am Ende als fataler Fehler herausstellen.

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