Das Start-up b.fab aus Dortmund hat eine Technologie entwickelt, die die natürliche Photosynthese von Pflanzen technisch nachahmt. Durch die einzigartige Kombination von Elektrochemie und Biotechnologie ist b.fab in der Lage, das Klimagas CO2 in werthaltige Produkte wie Biokunststoffe, Fischfutter oder Biosprit umzuwandeln. Das Start-up wurde von Dr. Frank Kensy, promovierter Bioverfahrenstechniker, und Dr. Arren Bar-Even, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie, Anfang 2018 als GmbH gegründet und hat gerade den ersten Platz beim KUER.NRW Businessplan Wettbewerb gewonnen.
Wer seid ihr und was macht ihr?
Wir sind ein Team aus Ingenieuren und Biotechnologen. Die Firma gegründet haben Frank Kensy, Arren Bar-Even sowie die b.value AG als Pre-Seed Investor und Company Builder. Entstanden ist die ursprüngliche Idee am Weizman-Institut in Israel, wo Arren seine Doktorarbeit anfertigte.
Wir wollen das Klimagas CO2 in neue Produkte einbauen. Dazu nutzen wir eine Kombination aus Elektrochemie und Biotechnologie. Zunächst wird das CO2 elektrochemisch zu Ameisensäure reduziert und anschließend wird die Ameisensäure in einer Fermentation zu Biokunststoffen oder Futtermitteln umgewandelt. Am Ende verkaufen wir den ganzen Prozess an die Industrie (Chemie, Futtermittel, Energie).
Welche Probleme löst b.fab konkret?
Wir versuchen die Produktionsverfahren für Proteine und Chemikalien auf eine nachhaltige Basis zu stellen, indem wir als Rohstoff CO2 verwenden. Wie wir alle wissen, tobt derzeit eine heftige Debate zum CO2-Preis. Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir drastig CO2-Emissionen reduzieren. Da nicht alle Industrien von heute auf morgen umgerüstet werden können, wird noch über Jahre hinaus eine Menge CO2 aus den Schornsteinen der Fabriken oder Kraftwerke entweichen. Wir bieten an, aus den Emissionen Produkte zu formen. Gleichzeitig erhalten wir damit einen günstigen Rohstoff, den wir mit erneuerbarem Strom aufwerten und in Produkte wie Biopolymere oder Futtermittel wandeln.
Wie schauen Eure bisherigen Meilensteine aus? Welcher Erfolge konntet ihr bereits erzielen?
Wir konnten eine Pre-Seed Finanzierung mit der b.value AG Mitte 2018 abschließen. Ende 2018 konnten wir dann den Proof-of-Concept der Technologie demonstrieren, indem wir bestätigen konnten, dass das Bakterium E.coli auf dem Substrat Ameisensäure wächst und damit unseren synthetischen Stoffwechselweg bestätigt hat. Des Weiteren wurden wir mit dem 3. Preis für die beste CO2-Verwertungstechnologie auf der CO2-Konferenz des nova Instituts und der Covestro im März 2019 ausgezeichnet.
Was waren bislang Eure größten Gründungs-Herausforderungen?
Die größten Herausforderungen waren bisher die Lizenz-Verhandlungen mit den Hochschulen zur Sicherung der Patente. Des Weiteren ist es schwierig bei der derzeitigen digitalen Investitionswelle, Investoren bereits heute von der nächsten Technologiewelle mit biointelligenten Systemen zu überzeugen. Die Wissensbasis über Synthetische Biologie ist bei Investoren nicht vorhanden und daher ist man hier noch sehr zögerlich. Hinzu kommt die risikoaverse Haltung von deutschen Investoren.
Welches sind aus Eurer Sicht die größten Herausforderungen von Start-ups aus den KUER Branchen (Klima, Umwelt, Energieeffizienz, Resourcenschonung) generell?
In der KUER Branche sind die Prozesse meist komplex und Neuentwicklungen dauern ihre Zeit. Dies ist auch in unserem Fall so. Um richtig Wirkung für die Umwelt und das Klima zu schaffen, müssen die Technologien dann in großen Maßstäben und breit industriell implementiert werden. Dies bedeutet gleichzeitig hohe Investitionen. Dies macht aber auch Investoren Angst, da sie ihr VC-Kapital nicht in Industrieanlagen festsetzen möchten. Sie präferieren einfache, mit wenig Kapital skalierbare Geschäftsmodelle. Hier muss die ganze Branche und auch wir noch die richtigen Businessmodelle finden, um den Investoren hier mehr Anreize zu bieten. Der Staat kann hier durch geeignete Technologie-Programme unterstützen und das Risiko ein wenig nehmen.
Wie seid Ihr finanziert? Und wofür habt Ihr in der Startphase das meiste Kapital und die meiste Energie investiert?
Wir haben bisher lediglich eine Pre-Seed-Finanzierung durch die b.value AG eingesammelt. Die Seed Finanzierung ist aus den oben genannten Gründen nicht ganz so einfach in Deutschland. Daher schauen wir nach Europa und die USA, um geeignete Investoren zu finden. Die meiste Energie haben wir bisher für die Investoren-Suche aufgewendet. Zum Glück laufen noch parallel die F&E-Aktivitäten in Arren´s Labor am Max-Planck-Institut. Das meiste Kapital haben wir bisher in Patent-Gebühren investiert.
Was sind Eure nächsten Schritte?
Unser Ziel ist es, die Seed Finanzierung im nächsten halben Jahr abzuschließen. Parallel starten wir bereits mit einem BMBF-Projekt, in dem wir aus CO2 Biokunststoffe produzieren wollen. Wir brauchen dann auch mehr Mitarbeiter, so dass wir in 2020 ca. 2-3 neue Mitarbeiter einstellen werden. In 2020 wollen wir unseren Prozess im Labor-Maßstab etablieren, um dann in 2021 das Scale up in eine Pilot-Anlage zu realisieren.
Welche Tipps könnt ihr anderen Gründern geben?
Liebt das Thema, mit dem ihr eine Firma gründet. Lasst Euch nicht von schlechten Rahmenbedingungen oder Meinungen runterziehen. Nutzt die öffentlichen Förderprogramme wie EXIST oder START-UP Transfer.NRW, um eure Produkte oder Prozesse möglichst weit an die Marktreife heran zu entwickeln. Sprecht früh mit euren Kunden und bindet deren Wünsche mit in das Produkt ein, so dass ihr nicht am Markt vorbei entwickelt. Na denn, viel Erfolg!