Berlin, 2020. Unsere Stadt boomt geradezu vor Student*innen und jungen Persönlichkeiten, die sich weiterbilden und in der Welt etwas erreichen wollen. Doch, um an dieses Ziel zu kommen, reicht es heutzutage nicht mehr unbedingt aus, ein Studium abzuschließen und als Arbeitnehmer*in in die Berufswelt einzusteigen. Frisch absolvierten Student*innen fehlen oft langjährige Berufserfahrungen, was zunächst zu einer scheinbar unüberwindbaren Hürde heranwachsen kann, wenn es darum geht nach dem Studium eine Arbeitsstelle zu finden. Ebenfalls bereits während des Studiums sind viele Student*innen darauf angewiesen neben dem Vollzeitstudium zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dies wiederum kann sich neben einem Vollzeitstudium durchaus als Schwierigkeit entpuppen. Jobs in der Gastronomie sind überwiegend in der Nacht oder gar am Wochenende zu absolvieren, während Jobs, die tagsüber anstehen, lediglich an vorlesungsfreien Tagen wahrgenommen werden können. Gerade deswegen beginnen heutzutage viele Student*innen bereits während des Studiums sich Gedanken über eine Existenzgründung zu machen. Dies nimmt zwar ebenfalls sehr viel Zeit in Anspruch, jedoch kann man sein Startup flexibel nach dem Studium ausrichten und für etwas arbeiten, das man hundertprozentig vertritt. Dazu kommt, dass an vielen Universitäten und Hochschulen Seminare, Beratungsprogramme und Workshops angeboten werden, um richtig in der Gründerszene durchzustarten.
Doch welcher spezifischen Schritte bedarf es eigentlich, um ein eigenes Unternehmen zu gründen und worauf muss man besonders als Student*in in der Gründerszene achten? Welche Vor- und Nachteile treten auf, und was für Förderprogramme gibt es spezifisch für Student*innen, die ein eigenes Startup starten wollen?
Vor- und Nachteile studentischer Gründer
Steigen wir zunächst bei den Vor- und Nachteilen ein, welche einem als Student*in in der Gründerszene begegnen. Wir kennen die Herausforderungen alle, welche jedem Menschen begegnen, der ein eigenes Unternehmen gründen will. Zeit, Geld und Risiko. Der Vorteil, den man als Student*in hat, ist in den meisten Fällen tatsächlich die derzeitige Lebenssituation. Mit dem noch nicht zu vorangeschrittenen Alter kommt ebenfalls unverbrauchte Energie, Tatendrang und Risikobereitschaft einher. Als Student*in ist man jung und unbelastet, hat in den meisten Fällen noch keine Familie die versorgt werden will und kein Haus, welches abbezahlt werden muss. Man ist dementsprechend relativ flexibel und kann sich im Idealfall bereits in der Uni/Hochschule ein Team zusammenstellen, welches hinter der eigenen innovativen Idee steht und hilft diese zu verwirklichen.
Allerdings bringen eben diese Vorteile auch gleichzeitig Nachteile mit sich. Als Gründer*in ist es existenziell wichtig organisatorische und soziale Grundlagen zu besitzen, sich mit dem jeweiligen Markt auszukennen und sicher im Umgang mit Mitarbeitern, Kalkulationen und Krisen zu sein. Besitzt man diese Grundfähigkeiten jedoch (noch) nicht, kann der Traum vom Startup schnell zum Albtraum werden. Wie kann man diese potenziellen Abgründe als Jung-Unternehmer also möglichst überspringen?
Ein vielseitiges Team ist bereits die halbe Miete
Zunächst einmal ist es wichtig ein vielseitiges Team zusammenzustellen, welches alle nötigen Bereiche abdeckt. Eine Existenzgründung erfordert viel Zeit und Arbeit und geteilte Arbeit ist bekanntlich halbe Arbeit. Des Weiteren gibt es, wie bereits oben erwähnt, zahlreiche Seminare, Beratungsprogramme und Lehrstühle an Universitäten und Hochschulen, spezifisch zu diesem Thema. Gerade an Universitäten ist ein gutes Netzwerk an jungen Gründer*innen mit innovativen Ideen vorhanden, von deren Erfahrungen und auch Fehlern man lernen kann. Da immer mehr junge Menschen ihre Ideen und Träume verwirklichen wollen, gibt es ebenfalls eine wachsende Anzahl an Förderprogrammen des Staates welche helfen sollen den Traum vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen.
Das Förderprogramm: EXIST-Gründerstipendium
Eines der wichtigsten Förderprogramme in diesem Zusammenhang ist das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie initiierte EXIST-Gründerstipendium. Dieses Förderprogramm ist für Wissenschaftler*innen aus öffentlichen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Absolvent*innen oder ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, Studierende und Gründerteams mit maximal drei Personen. Gefördert werden technologieorientierte Gründungsvorhaben und wissensbasierte Dienstleistungen, welche auf wissenschaftlichen Kenntnissen beruhen. Die Förderung an sich kann eine Sicherung des persönlichen Lebensunterhaltes durch ein Stipendium, Sachausgaben und ein Coaching beinhalten. Die maximale Förderdauer beträgt dabei ein Jahr. Wobei die Leistung jedoch auf Gegenseitigkeit beruht. Denn um gefördert zu werden, müssen die jeweiligen Hochschulen/außeruniversitären Forschungseinrichtungen in ein Gründernetzwerk eingebunden sein, den Gründer*innen einen Mentor und Arbeitsplatz zur Verfügung stellen und die Fördermittel verwalten. Die jungen Gründer*innen selbst erhalten Coachingleistungen des Gründernetzwerkes und müssen das eintägige Seminar “Gründerpersönlichkeit” besuchen. Außerdem sind erste Ergebnisse zu ihrem Businessplan nach 5 Monaten vorzulegen, bevor die fertig ausgearbeitete Version eben dessen nach zehn Monaten einzureichen ist. Die Steuern und Sozialversicherungen müssen von den Gründer*innen eigenständig abgelegt werden. Der Antrag für das Stipendium kann von den jeweiligen Hochschulen/außeruniversitären Forschungseinrichtungen jederzeit gestellt werden.
Check-Liste für studentische Gründer
- Businessplan schreiben
- Fördermittel/Startup Finanzierung prüfen
- Gewerbeschein beim Gewerbeamt beantragen
- Umsatzsteuernummer vom Finanzamt erwerben
- Rechtsform für Unternehmen finden und notariell beglaubigen lassen
- Marke patentieren lassen
- Absicherungen abschließen (Vermögensschadenhaftpflichtversicherung etc.)
- Einkommensgrenze und Wochenarbeitszeit beachten
Generell gilt: Wer sich vorab informiert, ist klar im Vorteil. Hat man die benötigten Kernkompetenzen abgedeckt, sollte man sich ebenfalls über mögliche Einkommensgrenzen und begrenzte Wochenarbeitsstunden informieren, vor allem wenn man als studentische*r Gründer*in Bafög bezieht. Hat man ein monatliches Privateinkommen, welches 450 Euro pro Monat übersteigt, muss man sich selbst versichern und das Bafög kann gegebenenfalls gestrichen werden. Außerdem sollte man sich darüber informieren welche Versicherungen, über die normalen Privatversicherungen hinaus, notwendig sind, damit man abgesichert ist, falls man als Gründer*in mit Anwälten zu tun bekommt oder Schadensersatz zahlen muss.
Nun haben wir aber genug Zeit damit verbracht die theoretischen Punkte anzusprechen. Wenn Ihr eine innovative Idee für ein Produkt/Unternehmen habt und dieses direkt von der Universität aus gründen wollt, informiert Euch, krempelt die Ärmel hoch, traut Euch und setzt Eure Ideen um. Es lohnt sich!