Die Welt etwas gerechter machen und das in Vollzeit. Davon träumen angesichts unzähliger sozialer Missstände auf der Welt viele Menschen. Wer die kognitive Dissonanz überwunden und eine Idee entwickelt hat, die Menschen helfen soll, gleichzeitig aber auch die investierte Energie entlohnen soll, stellt sich die Frage der Form, genauer der Rechtsform, in der dies geschehen soll. Dabei verfolgen Social Startups zwar in erster Linie ideelle Ziele, wollen aber im Vergleich zur NGO auch wirtschaftlich profitabel sein, denn soziales Engagement und die Erwirtschaftung von Geldern müssen sich nicht grundsätzlich ausschließen, auch wenn die Kapitalrentabilität nicht im Vordergrund steht.
Es gibt in Deutschland mehr als 20 verschiedene Rechtsformen, die Wahl der passenden will daher wohl überlegt sein.
In diesem Artikel beantworten wir alle wichtigen Fragen, die du dir rund um das Thema Social Startup stellen musst, und geben dir praktische Hinweise und rechtliche Informationen, um dich auf deinen Gründungsweg vorzubereiten.
Was ist ein Social Startup?
Ein Social Startup ist ein Unternehmen, das eine soziale oder ökologische Mission verfolgt und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich sein möchte. Es geht darum, gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen, wie etwa Armut, Umweltverschmutzung oder Bildung, während gleichzeitig ein tragfähiges Geschäftsmodell aufgebaut wird. Der Unterschied zu klassischen Startups liegt darin, dass bei Social Startups der soziale Impact genauso wichtig ist wie der finanzielle Erfolg.
Warum ein Social Startup gründen?
Die Frage, warum du ein Social Startup gründen solltest, ist für viele Gründer eine der wichtigsten. Es gibt verschiedene Beweggründe:
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Gesellschaftlichen Mehrwert schaffen: Wenn du eine Leidenschaft für ein gesellschaftliches Problem hast, das du lösen möchtest, bietet ein Social Startup die perfekte Plattform.
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Wirtschaftliche Perspektiven: Viele Social Startups haben mittlerweile Geschäftsmodelle entwickelt, die auch finanziell erfolgreich sind. Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die gesellschaftliche Probleme adressieren, wächst.
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Nachhaltigkeit und Verantwortung: Du kannst dazu beitragen, die Welt nachhaltig zu verändern und gleichzeitig ein erfolgreiches Unternehmen führen.
Wer kann ein Social Startup gründen?
Grundsätzlich kann jeder ein Social Startup gründen, der die richtige Kombination aus Leidenschaft, Wissen und unternehmerischem Denken mitbringt. Ein Social Startup zu gründen, erfordert nicht nur ein Verständnis für die zu lösende soziale oder ökologische Herausforderung, sondern auch wirtschaftliche Kenntnisse, um ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Viele Gründer von Social Startups sind Menschen, die bereits in gemeinnützigen oder sozialen Bereichen gearbeitet haben und nun ihre Ideen in ein nachhaltiges Geschäftsmodell umsetzen möchten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Gründung?
Der richtige Zeitpunkt für die Gründung eines Social Startups hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein wichtiger Punkt ist die Reife der Idee. Hast du eine klare Vision und eine Lösung für ein gesellschaftliches Problem? Gibt es bereits Marktbedürfnisse, die du mit deinem Social Startup adressieren kannst? Auch der Zeitpunkt in deinem Leben spielt eine Rolle: Bist du bereit, Zeit und Ressourcen in die Gründung zu investieren? Es gibt jedoch keinen „perfekten“ Zeitpunkt – die Hauptsache ist, dass du eine klare Mission und ein solides Konzept hast.
Wie gründe ich ein Social Startup?
Die Gründung eines Social Startups folgt den grundlegenden Schritten einer Unternehmensgründung, jedoch mit einem besonderen Fokus auf den sozialen Impact. Hier sind die wesentlichen Schritte:
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Ideenfindung: Entwickle eine klare Vision, welches gesellschaftliche Problem du lösen möchtest. Achte darauf, dass die Idee sowohl sozial als auch wirtschaftlich tragfähig ist.
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Marktforschung und Zielgruppenanalyse: Finde heraus, wer deine Zielgruppe ist, was deren Bedürfnisse sind und ob es eine Nachfrage für dein Produkt oder deine Dienstleistung gibt.
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Geschäftsmodell entwickeln: Überlege dir ein Geschäftsmodell, das sowohl deine sozialen Ziele als auch deine finanziellen Ziele berücksichtigt. Welche Einnahmequellen gibt es? Wie kannst du nachhaltig arbeiten?
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Rechtliche Form wählen: Eine der wichtigsten Entscheidungen ist die Wahl der richtigen Unternehmensform (siehe weiter unten).
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Businessplan erstellen: Schreibe einen detaillierten Businessplan, der sowohl deine sozialen als auch finanziellen Ziele und die Schritte zur Umsetzung beschreibt.
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Finanzierung sichern: Suche nach Fördermöglichkeiten, Investoren oder nutze Crowdfunding, um dein Startup zu finanzieren.
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Gründung und Betrieb aufnehmen: Melde dein Unternehmen an und beginne mit der Umsetzung deiner Idee.
Welche Unternehmensform ist die richtige für ein Social Startup?
Die Wahl der richtigen Unternehmensform für dein Social Startup ist entscheidend, da sie Auswirkungen auf Steuern, Haftung und Finanzierungsmöglichkeiten hat. Es gibt mehrere Optionen, die du in Betracht ziehen solltest, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen:
1. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Die GmbH ist eine gängige Unternehmensform in Deutschland, die auch für Social Startups geeignet ist. Sie bietet Haftungsbeschränkung, was bedeutet, dass du als Gründer nicht mit deinem Privatvermögen haftest. Die GmbH ermöglicht es dir auch, Investoren anzuziehen, da sie eine etablierte und vertrauenswürdige Rechtsform ist.
Vorteile:
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Haftungsbeschränkung
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Möglichkeit zur Gewinnverteilung
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Geeignet für Investitionen und Skalierung
Nachteile:
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Gründungskosten (mindestens 25.000 Euro Stammkapital)
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Bürokratischer Aufwand
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Sozialabgaben für Geschäftsführer
Die GmbH eignet sich besonders dann, wenn du ein wachstumsorientiertes Unternehmen gründen möchtest, das sowohl soziale als auch wirtschaftliche Ziele verfolgt.
2. gGmbH (gemeinnützige GmbH)
Die gGmbH ist eine Variante der GmbH, bei der der Zweck des Unternehmens gemeinnützig ist. Sie ist eine gute Wahl, wenn du ein Social Startup gründen möchtest, das keine Gewinne ausschüttet, sondern sämtliche Einnahmen reinvestiert, um die sozialen Ziele zu verfolgen. Bereits in der Einleitung des Artikels wird betont, wie wichtig es ist, eine geeignete Unternehmensform zu wählen, um soziale und wirtschaftliche Ziele miteinander zu vereinen. Die gGmbH bietet hier ein hervorragendes Modell, da sie Glaubwürdigkeit und steuerliche Vorteile kombiniert.
Für die Gründung einer gGmbH müssen 25.000 € Stammkapital vorhanden sein sowie Gründungskosten, die in ihrer Höhe variieren, jedoch in der Regel nicht mehr als 1.000 € betragen sollten.
Wie bei der GmbH gibt es auch bei der gGmbH eine Gesellschafter-Riege und eine Geschäftsführung, die wirtschaftliche Tätigkeiten der gGmbH überwachen und steuern. Die Neubesetzung ist nicht ganz unkompliziert und muss beim Amtsgericht geändert werden, die gGmbH gleicht also eher einer Ehe, der Verein eher einer Partnerschaft.
Das wirtschaftliche Ansehen ist zweifelsohne größer bei der gGmbH als beim Verein, da dieser per se keine wirtschaftlichen Zwecke als Zweck, sondern nur das Mittel zum Zweck verfolgt. Die gGmbH mag sich also hervorragend für Social Startups eigenen, die als Verein erste Schritte gegangen sind und ihre Struktur durch die Vereinspraxis gefunden haben, nun jedoch auch verstärkt wirtschaftlich tätig sein wollen. Die Änderung der Rechtsform zu einem späteren Zeitpunkt ist grundsätzlich jederzeit möglich, was die Wahl erleichtern mag. Eine gute Recherche und die Absprache mit dem Finanzamt, könnten eine weitere Hilfe bei der Orientierung sein.
Vorteile:
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Steuerliche Vorteile durch Gemeinnützigkeit
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Haftungsbeschränkung
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Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufgrund der Gemeinnützigkeit
Nachteile:
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Keine Gewinnausschüttung möglich
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Bürokratischer Aufwand ist höher als bei einer klassischen GmbH
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Erfordert strenge Nachweise der Gemeinnützigkeit
Wenn du also ein stark gemeinnütziges Social Startup führen möchtest, das keine Gewinne verteilt, könnte die gGmbH die richtige Wahl für dich sein.
3. Verein: Verein als Startpunkt für das Social Startup?
Gerade in Deutschland genießen Vereine einen guten Ruf und das Vertrauen der Bürger, gelten sie doch als basisdemokratisch und nicht primär profitorientiert. Eine e.V.(eingetragener Verein) ist einfach und ohne allzu großen bürokratischen Aufwand zu gründen, zudem ist kein Startkapital erforderlich. Gerade für den Anfang also ideale Bedingungen, um zu gründen.
Allerdings sollte man beachten, dass Vereine eine etwas schwierigere Entscheidungsstruktur aufweisen. Entscheidungen von hoher Wichtigkeit müssen von allen Mitgliedern gemeinsam getroffen werden, ganz im Sinne einer demokratischen Mehrheitsentscheidung. Diese Tatsache jedoch gefällt potentiellen Investoren oftmals wenig.
Ein weiterer Vorteil oder eben auch Nachteil, ist der Fakt, dass der Vereinsvorstand nach einer bestimmten Zeit abgewählt und neubesetzt werden kann. Der Vorteil liegt in der Freiheit die Neubesetzung unproblematisch und schnell vornehmen zu können, der Nachteil in der möglichen Fluktuation, die das Verfolgen einer langfristigen Strategie erschweren kann.
Vorteile:
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Niedrige Gründungskosten
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Steuerliche Vorteile durch Gemeinnützigkeit
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Flexibilität bei der Organisation
Nachteile:
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Weniger geeignet für kommerzielle Aktivitäten
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Schwieriger Zugang zu Kapital und Investoren
Ein Verein ist ideal, wenn dein Projekt vor allem auf gemeinnütziger Arbeit und sozialer Wirkung basiert, ohne dass eine gewinnorientierte Struktur notwendig ist.
Das Nebenzweckprivileg eines Vereins
Ein Verein muss wirtschaftlich tätig sein, um das Vereinsgeschäft finanzieren zu können, allerdings darf die wirtschaftliche Tätigkeit nur der Finanzierung der Vereinstätigkeit dienen, ein Verstoß könnte den Entzug der Rechtsfähigkeit zur Folge haben.
Allerdings gilt es etwas wichtiges zu beachten: das sogenannte Nebenzweckprivileg! Dieser rechtliche Zusatz bietet wirtschaftlichen Aktivitäten etwas mehr Spielraum. Ein wirtschaftlicher Nebenzweck ist folgendermaßen definiert:
- Der Verein muss laut Satzung einen ideellen Zweck verfolgen
- Die wirtschaftliche Tätigkeit steht im Hintergrund
- Das Erwirtschaften von Profit darf kein Selbstzweck sein
Hierbei gilt es zwischen wirtschaftlichen Tätigkeiten zu unterscheiden, die dem Satzungszweck dienen und denen, die nur zur Mittelerwirtschaftung und damit in zweiter Linie der Aufrechterhaltung des Satzungszwecks dienen.
Der Verein erlaubt daher grundsätzlich die Möglichkeit der wirtschaftlichen Tätigkeit, allerdings ist diese streng limitiert und dem ideellen Zweck untergeordnet.
Förderungsmöglichkeiten für Social Startups und finanzielle Möglichkeit
Es gibt verschiedene Stiftungen und private Unternehmen, die Fördermittel für Social Startups bereitstellen. Die Agentur Social Impact zum Beispiel unterstützt Social Startups, die kreative Ideen zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen entwickelt haben und diese unternehmerisch umsetzen wollen. Es sind sowohl Stipendien als auch Qualifizierungsprogramme zu vergeben. Man bewirbt sich online und wird mit etwas Glück zum Pitch in die Pitch-Werkstatt geladen.
Grundsätzlich können Vereine aus einem breiteren Angebot an Fördermitteln schöpfen als gGmbHs, aber auch für diese gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Je nach Schwerpunkt kommen unterschiedliche Förderprogramme in Frage. Im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements fördert das EU-Programm „Europe for Citizens“,möchte man gerne alles verbessern und fühlt sich wie der nächste Elon Musk, so könnten Ansprechpartner von Sprin-D für euch geeignet sein. Zudem bietet auch die KFW Bank interessante Fördermöglichkeit. Die Organisationen, die Fördermittel bereitstellen, sind so breit gefächert wie die Schwerpunkte der Social Startups selbst.
Eine umfangreiche Übersicht über die Institutionen, die Fördermittel vergeben, bietet die Seite Social Impact Start. Es werden die verschiedenen Förderprogramme aufgeführt sowie Informationen zu Antragsstellung und dem richtigen Abgabezeitpunkt aufgeführt. Generell gilt der Fakt, dass ein Antrag mehr Aussicht auf Erfolg hat, wenn das Konzept bis ins Kleinste durchdacht, der Antrag kreativ und der Finanzierungsplan realistisch ist.
Die Finanzierung eines Social Startups kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:
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Fördermittel und Stipendien: Viele staatliche und private Institutionen bieten Förderungen für Social Startups an, um gesellschaftliche Probleme zu lösen.
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Crowdfunding: Eine weitere Möglichkeit ist, dein Projekt über Plattformen wie Kickstarter oder Startnext zu finanzieren.
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Impact Investing: Investoren, die in Unternehmen investieren, die einen sozialen oder ökologischen Impact haben, sind eine wachsende Zielgruppe.
Social Startup: Zusammenfassend gesagt
Die Gründung eines Social Startups erfordert nicht nur unternehmerisches Denken, sondern auch eine klare Vision und ein starkes Engagement für eine gesellschaftliche Mission. Die Wahl der richtigen Unternehmensform ist entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Finanzierung deines Unternehmens. Ob GmbH, gGmbH oder Verein – jede Form hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Besonders das Nebenzweckprivileg macht den Verein zu einer flexiblen Option, wenn dein Fokus auf gemeinnütziger Arbeit liegt. Mit den richtigen Schritten und der passenden Unternehmensstruktur kannst du dein Social Startup erfolgreich aufbauen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.