Paypal, Mobile Payment oder Bitcoin – das sind die Schlagworte, die zuerst fallen, wenn von Fintech und modernen Bezahlmethoden die Rede ist. Dabei erfreut sich die gute, alte Lastschrift nach wie vor höchster Beliebtheit. Das Londoner Unternehmen GoCardless trägt dem Rechnung und bietet die dafür maßgeschneiderte Software an.

Der Name deutet es schon an: In der Heimat von GoCardless, in Großbritannien, ist das Bezahlen per Kreditkarte der Standard, zumindest im Internet. Dabei ist diese Methode gebührenintensiv und kann zudem längst nicht von allen Kunden genutzt werden. Das Ziel des 2011 in London gegründeten Startups ist es daher, Kunden weg von der Kreditkarte und hin zur Lastschrift zu bekommen.

Dabei stand zu Beginn eigentlich eine Lösung für P2P-Payments auf der Agenda des jungen Unternehmens, doch ein Aufenthalt im legendären Gründerzentrum Y Combinator im Silicon Valley brachte GoCardless auf die bis heute verfolgte Spur. Den entscheidenden Schub brachte 2014 die Einführung des SEPA-Standards, der bargeldlose Zahlungen vereinheitlicht und in 34 europäischen Ländern gilt, mehr, als die EU Mitglieder hat. Trotzdem unterscheiden sich die Prozesse beim Lastschrifteinzug von Land zu Land nach wie vor im Detail, sodass für ein europaweites Geschäft eine Speziallösung wie die von GoCardless nützlich ist.

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Jutta Frieden, Country Lead Deutschland bei GoCardless, hier auf der Hamburger Fintech Week

Seit 2015 betreut das Unternehmen auch explizit Deutschland, Frankreich und Spanien, hat seinen Sitz und seine um die einhundert Mitarbeiter aber nach wie vor in London. Verantwortlich für das Deutschlandgeschäft ist Jutta Frieden, eine gelernte Mathematikerin, die sich auch die erforderlichen Programmierkenntnisse angeeignet hat. Auch sie hat ihren Arbeitsplatz nominell in England, ist aber die meiste Zeit in ihrer ursprünglichen Heimat unterwegs, um Kunden von den Vorteilen von GoCardless zu überzeugen.

Das ist, wie gesagt, in Deutschland etwas einfacher als in anderen Ländern, in denen die Lastschrift an sich noch erklärungsbedürftig ist. Hierzulande ist eher ein Verkaufsargument, dass Rücklastschriften bei GoCardless gebührenfrei sind. Gebühren fallen nur bei erfolgreichen Transaktionen an, und zwar 1 % des Gesamtbetrags, aber nie mehr als zwei Euro pro Transaktion. Zumindest in der Basisversion, die für Startups und kleinere Unternehmen vollkommen ausreicht. Für größere und große Unternehmen gibt es noch komfortablere Pakete mit Grundgebühren in Höhe von 100 beziehungsweise 250 Euro pro Monat.

Angeboten wird die API, also die Programmierschnittstelle, die das Lastschriftverfahren in eine Webseite implementiert – übrigens kostenlos -, als White Label-Lösung. Das heißt, der Name GoCardless taucht für den Kunden nirgendwo sichtbar auf. Daher ist es ziemlich wahrscheinlich, dass viele Leser schon über diesen Service bezahlt haben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Über 20.000 Unternehmen nutzen GoCardless mittlerweile europaweit, von Fitnessstudios bis zu großen Medienunternehmen wie The Guardian.

In naher Zukunft möchte GoCardless eine Art SEPA-Standard für die ganze Welt etablieren und das Lastschriftverfahren auch für Länder wie die USA, Kanada und Australien öffnen.

Bild ganz oben: das Gründerteam von GoCardless um CEO Hiroki Takeuchi (2.v.l.)(Foto:Sam Willis)

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