Was ist ein Corporate Influencer?

Stell dir vor, deine Mitarbeitenden sind nicht nur Angestellte, sondern auch Markenbotschafter, die euer Unternehmen in der Öffentlichkeit vertreten. Genau das ist ein Corporate Influencer: eine Person aus eurem Team, die freiwillig (oder manchmal strategisch geplant) über die Werte, Produkte und Kultur eures Unternehmens spricht – sei es auf LinkedIn, Instagram, Twitter oder anderen Plattformen. Dabei steht nicht nur Werbung im Vordergrund, sondern authentisches Erzählen, das Vertrauen schafft.

Corporate Influencer bauen Brücken zwischen euch und eurer Zielgruppe. Sie verleihen eurem Unternehmen ein Gesicht und geben Einblicke in den Arbeitsalltag oder in besondere Projekte. So wirkt eure Marke nahbarer und gewinnt nicht nur potenzielle Kunden, sondern auch Talente für die Zukunft.

Was bringt ein Corporate Influencer eurem Unternehmen?

Ein Corporate Influencer kann viel für euch bewirken – gerade wenn ihr ein Startup seid oder ein mittelständisches Unternehmen leitet:

  1. Stärkung eurer Marke: Mitarbeitende, die sich stolz mit eurer Marke identifizieren, können deren Botschaften authentisch nach außen tragen. Authentizität ist gerade in der digitalen Welt ein entscheidender Erfolgsfaktor.
  2. Erhöhte Sichtbarkeit: Jede Erwähnung auf Social Media erhöht eure Reichweite – und das oft ganz ohne hohe Marketingkosten. So könnt ihr neue Kundengruppen erschließen oder bestehende Kundenbeziehungen stärken.
  3. Employer Branding: Potenzielle Talente werden auf euch aufmerksam, wenn Mitarbeitende öffentlich darüber sprechen, warum sie gerne bei euch arbeiten. Das ist Gold wert im Kampf um die besten Köpfe.
  4. Vertrauen schaffen: Werbung stößt oft auf Skepsis, während persönliche Empfehlungen – selbst in Form eines Social-Media-Posts – als glaubwürdiger wahrgenommen werden.

Warum ihr nicht einfach eine Influencer-Agentur beauftragen solltet

Natürlich klingt es verlockend, die Arbeit an Profis auszulagern. Doch die Zusammenarbeit mit einer externen Influencer-Agentur hat für Startups und mittelständische Unternehmen oft entscheidende Nachteile:

1. Mangel an Authentizität

Agenturen arbeiten mit professionellen Influencern, die viele Marken gleichzeitig vertreten. Solche Kooperationen wirken oft weniger authentisch, da die Influencer nicht wirklich Teil eures Unternehmens sind. Eure Mitarbeitenden hingegen können echte Einblicke und persönliche Geschichten teilen, die Vertrauen schaffen.

2. Geringere Identifikation mit der Marke

Ein externer Influencer mag eure Produkte oder Dienstleistungen gut finden, hat aber nicht die gleiche emotionale Bindung wie eure eigenen Mitarbeitenden. Diese fehlende Identifikation kann dazu führen, dass die Inhalte weniger überzeugend wirken.

3. Kostenintensität

Influencer-Agenturen sind teuer – insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Ein Corporate Influencer aus eurem Team hingegen kostet euch (abgesehen von möglichen Schulungen) meist kaum zusätzliches Budget.

4. Eingeschränkte Kontrolle

Agenturen und externe Influencer entscheiden oft selbst über den Stil und die Inhalte ihrer Beiträge. Das kann zu Problemen führen, wenn diese nicht mit eurer Markenbotschaft oder Unternehmenskultur übereinstimmen.

5. Nachhaltigkeit

Eine langfristige Bindung und Präsenz aufzubauen, funktioniert besser mit Mitarbeitenden, die fest in eure Organisation eingebunden sind. Externe Influencer könnten nach der Kampagne das Interesse verlieren oder nicht mehr für euer Unternehmen werben, während Corporate Influencer Teil eurer täglichen Kommunikation bleiben.

6. Weniger authentisches Employer Branding

Talente suchen nicht nur Unternehmen mit spannenden Produkten, sondern auch mit einer starken Unternehmenskultur. Mitarbeitende, die diese Kultur glaubwürdig nach außen tragen, sind der Schlüssel, um die besten Leute anzuziehen. Externe Influencer können das nicht leisten, da sie keine echten Einblicke in euer Unternehmen bieten.

Wird eine Zusatzausbildung benötigt?

Nein, zwingend notwendig ist eine Zusatzausbildung nicht. Ein Corporate Influencer sollte jedoch ein gutes Gespür für Kommunikation haben und bereit sein, sich mit den Grundlagen von Social Media auseinanderzusetzen. Je nach Plattform braucht man ein Gefühl für den Tonfall, passende Inhalte und den richtigen Umgang mit Reaktionen. Hier ein paar Tipps:

  • Weiterbildungsmöglichkeiten: Es gibt zahlreiche Kurse und Workshops zu Themen wie „Personal Branding“, „Content Creation“ oder „Social-Media-Strategien“, die euren Corporate Influencern helfen können, ihre Fähigkeiten zu schärfen.
  • Interne Schulungen: Ihr könnt euren Mitarbeitenden durch hausinterne Schulungen die Unternehmenswerte und Kommunikationsrichtlinien näherbringen, damit sie sicher und im Einklang mit eurem Markenbild agieren.

Bekomme ich als Corporate Influencer mehr Geld?

Das kommt darauf an. In manchen Unternehmen werden Corporate Influencer gezielt gefördert, und ihre zusätzliche Tätigkeit kann sich auf das Gehalt oder Bonussysteme auswirken. Denkbar sind:

  • Finanzielle Anerkennung: Manche Unternehmen zahlen ihren Influencern Prämien oder Boni.
  • Karrierevorteile: Corporate Influencer genießen oft eine größere Sichtbarkeit innerhalb des Unternehmens und können so ihre Karrierechancen verbessern.
  • Nicht-monetäre Anreize: Die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, neues Wissen zu erlangen und eine persönliche Marke aufzubauen, sind für viele Mitarbeitende schon Motivation genug.

Wenn ihr ein kleineres Unternehmen seid und keine großen Budgets habt, könnt ihr euren Influencern auch durch flexible Arbeitszeiten oder zusätzliche Urlaubstage entgegenkommen.

Rechtliche Fallstricken für Corporate Influencer

Gibt es rechtliche Fallstricken für Corporate- Influencer? Ja, die gibt es – und ihr solltet sie nicht unterschätzen. Als Corporate Influencer ist man nicht nur privat unterwegs, sondern vertritt das Unternehmen nach außen. Folgende Aspekte solltet ihr beachten:

Datenschutz: Eure Mitarbeitenden sollten keine sensiblen Kundendaten oder andere geschützte Informationen in ihren Beiträgen preisgeben.

Klare Social-Media-Richtlinien: Es sollte eindeutig geregelt sein, welche Inhalte geteilt werden dürfen und welche nicht. Ein Post über interne Zahlen oder vertrauliche Projekte kann zu großen Problemen führen.

Kennzeichnungspflichten: Wenn eure Influencer Werbung für euer Unternehmen machen – auch unentgeltlich – muss dies oft als solche gekennzeichnet werden. Verstöße gegen die Kennzeichnungspflicht können zu Abmahnungen führen.

Haftungsfragen: Stellt sicher, dass keine urheberrechtlich geschützten Inhalte (z. B. Bilder, Musik) ohne Erlaubnis genutzt werden. Das könnte teuer werden.

Kann ich einfach irgendetwas über das Unternehmen posten und bin dann Corporate Influencer?

Nein, so einfach ist es nicht. Zwar kann jeder Mitarbeitende theoretisch über sein Unternehmen sprechen, doch ein Corporate Influencer agiert strategisch. Ihr müsst klare Spielregeln schaffen:

  • Strategie: Legt fest, welche Themen gepostet werden sollen, z. B. Einblicke in den Arbeitsalltag, neue Produkte oder Erfolge des Unternehmens.
  • Abstimmung: Eure Influencer sollten wissen, wann es wichtig ist, vorher Rücksprache zu halten – vor allem bei sensiblen Themen.
  • Kontinuität: Ein einzelner Post macht noch keinen Corporate Influencer. Es geht um langfristiges Engagement.

Bekannte Corporate Influencer

Auch in Deutschland gibt es erfolgreiche Beispiele für Corporate Influencer. Besonders spannend sind Persönlichkeiten aus Startups und Mittelstand, die durch Authentizität überzeugen. Hier einige Beispiele:

  1. Tina Müller (ehemals CEO von Douglas): Sie nutzte LinkedIn, um Einblicke in ihre Arbeit und die Transformation von Douglas zu geben.
  2. Frank Thelen: Als Gründer und Investor teilt er regelmäßig seine Erfahrungen und Meinungen – oft im Zusammenhang mit den Unternehmen, die er unterstützt.
  3. Tim Höttges (Deutsche Telekom): Ein weiteres Beispiel für jemanden, der gekonnt Unternehmenswerte und persönliche Eindrücke miteinander verbindet.
  4. Anna-Lena Müller (Microsoft Deutschland): Sie nutzt LinkedIn und Twitter, um Einblicke in ihre Arbeit bei Microsoft zu geben, diskutiert Tech-Trends und stärkt damit das Employer Branding von Microsoft.
  5. Dirk Ramhorst (BASF): Als Chief Digital Officer teilt er regelmäßig Inhalte zu Innovationen und Digitalisierung, was die Position von BASF als zukunftsorientiertes Unternehmen unterstreicht.
  6. Verena Pausder (Digitale Bildung): Obwohl sie mittlerweile eigene Unternehmen gegründet hat, ist sie auch als Botschafterin für die Initiativen tätig, mit denen sie eng verbunden ist, und bringt so Unternehmen und Visionen zusammen.

Inspirierende Beispiele aus dem Mittelstand und Startups

  1. Ingo Bertram (Otto Group): Er kommuniziert auf LinkedIn authentisch über Unternehmenskultur und Nachhaltigkeitsinitiativen der Otto Group.
  2. Judith Geiß (The Bridge): Als Unternehmensberaterin nutzt sie LinkedIn, um wertvolle Einblicke zu Restrukturierungsprojekten zu geben und die Expertise ihres Unternehmens zu unterstreichen.
  3. Janina Kugel (ehemals Siemens): Sie war eine der ersten Führungskräfte, die das Konzept Corporate Influencing aktiv nutzten, um Siemens ein moderneres Image zu verleihen.
  4. Mitarbeitende von Startups wie Zalando oder FlixBus: Hier nutzen viele Teams Social Media, um den Arbeitsalltag in dynamischen, innovativen Unternehmen zu zeigen und Talente anzuziehen.

Für euer eigenes Team müsst ihr aber keine prominenten Namen suchen. Manchmal sind es keine Führungskräfte, sondern Mitarbeitende aus den Fachabteilungen, die durch Glaubwürdigkeit punkten. Ein Techniker, der auf LinkedIn zeigt, wie er innovative Maschinen baut, oder eine Softwareentwicklerin, die auf GitHub ihre Lösungen teilt, kann einen ähnlichen Einfluss haben wie bekanntere Namen.

Corporate Influencer: Eure Stimme für mehr Sichtbarkeit und Erfolg

Welche negativen Aspekte kann es für das Unternehmen haben?

So viel Potenzial Corporate Influencer auch haben, es gibt auch Risiken:

  1. Unkontrollierbare Kommunikation: Wenn Mitarbeitende ohne klare Richtlinien agieren, kann das zu Missverständnissen oder einem Imageschaden führen.
  2. Kritik und Shitstorms: Influencer ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Wenn ein Beitrag falsch verstanden wird oder kritische Stimmen laut werden, kann das auf euer Unternehmen zurückfallen.
  3. Aufwand und Kosten: Die Betreuung und Schulung von Influencern kostet Zeit und Geld – das sollte in eurem Budget berücksichtigt werden.
  4. Abhängigkeit von Einzelpersonen: Wenn ein besonders erfolgreicher Influencer das Unternehmen verlässt, kann das Lücken hinterlassen – sowohl in der Reichweite als auch im Vertrauen der Zielgruppe.

Fazit: Corporate Influencer als Chance für Startups und Mittelständler

Für Startups und mittelständische Unternehmen bieten Corporate Influencer eine großartige Möglichkeit, sichtbarer zu werden, Talente zu gewinnen und Vertrauen bei Kunden aufzubauen. Wichtig ist jedoch, dass ihr das Thema strategisch angeht. Schafft klare Richtlinien, unterstützt eure Influencer mit Schulungen und seid bereit, auch in Krisen hinter ihnen zu stehen.

Am Ende zählt Authentizität: Eure Mitarbeitenden sollten nicht zu „Werberoboter“ werden, sondern ehrlich und glaubwürdig für eure Marke stehen. Wenn ihr diesen Balanceakt meistert, könnt ihr von der Kraft der Corporate Influencer enorm profitieren.

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